8. Februar 2016 Alexander Schütt

Wie uns unser Gehirn im Weg steht

Wie uns unser Gehirn im Weg steht

Jeder von uns kennt es. Du widmest dich einer neuen Sache und bist zunächst höchst motiviert, diese umzusetzen. Du hast dir Gedanken über dein Ziel gemacht und wie du es erreichen möchtest. Doch umso länger du über diese Sache nachdenkst, wird das dir zuvor klare Bild immer diffuser. Dein Weg ist voller Schranken, du findest immer mehr Ausreden und lässt es schließlich bleiben.

Doch mach dir keine allzu großen Gedanken denn:
  • Du bist mit diesem Problem nicht allein.
  • Dein Verhalten ist ganz natürlich, die Evolution hat es so vorgesehen.
  • Das Einzige, was dich von denen unterscheidet, die erfolgreich ihre Ziele realisieren, ist die Tatsache, dass du dein Gehirn noch nicht auf das neue Zeitalter der Nicht-Steinzeit trainiert hast.
Unser Gehirn ist unser Feind

Außer dem Gehirn bleibt dem Menschen wenig, was ihm einen evolutionären Vorteil bietet. Das ist auch der Grund für die Größe des Gehirns.

Das Planen von Handlungen in der Zukunft ist ein Vorteil, der uns das Überleben gesichert hat. Kaum ein anderes Lebewesen herrscht über diese Fähigkeit. Der Schimpanse hat einen Planungshorizont von 10 Minuten und ist damit schon gut aufgestellt. Ein Eichhörnchen, das Vorräte für den Winter anlegt, plant nicht, sondern handelt instinktiv. Diese Unterscheidung ist ganz wichtig.

Zum Planen gehört auch das Abwägen von Vor- und Nachteilen und das Unterdrücken von Impulsen beziehungsweise Instinkten. Wir sind sozusagen die Oberdenker des Planeten. Da wir keine besonderen Fertigkeiten wie Raubtiere besitzen, war es immer wichtig abzuwägen, ob es sich lohnt ein gewisses Risiko für Nahrung einzugehen.

Umso größer unser Gehirn war, umso besser haben wir überlebt. Nach mehr als 100.000 Jahren Evolution haben wir nun ein Gehirn, welches nur ca. 2% unserer Körpermasse ausmacht und trotzdem 20% unserer Energie verbraucht.

Die Welt der Macher

Das große Problem dabei ist, dass wir in den Industrieländern, ein so sicheres Leben führen, dass weit voraussichtliches Planen, wie damals, nicht mehr nötig ist. Trotzdem überlegen wir viel zu viel bevor wir handeln. Wir sind eine Welt der Zögerer und nicht der Macher geworden. Dein Gehirn schätzt zwischen Gefahren und Nutzen ab, zeigt dir also alle Gefahren auf. Das tut es auch, wenn du abnehmen willst, da Gewichtsverlust eine Gefahr darstellt. Je länger du grübelst, desto mehr Argumente findet dein Gehirn, dafür wie unsinnig dein Verhalten eigentlich ist. In Deutschland nennen wir das den inneren Schweinehund.

„Hier und Jetzt“ 

Wir hören immer wieder wir sollen im „Hier und Jetzt“ leben. Wir sollten einfach anfangen. Diese Worte sind wirklich wahr. Denn wer sich etwas vornimmt und nicht innerhalb der ersten 72 Stunden die nächsten Schritte unternimmt, wird dieses Vorhaben wieder sein lassen. Am besten kann man den inneren Schweinehund umtrainieren, indem man ihm einfach zeigt, dass die „Gefahren“, die er sich ausdenkt, gar nicht wahr sind. Das funktioniert allerdings nur, wenn man ihm über mehrere Wochen hinweg diesen Beweis liefert. Und hier ist das Problem der meisten Ansätze, wenn jemand sein Verhalten ändern will.

Viele nehmen sich einfach zu viel vor. Es soll alles sofort perfekt sein, was auch drei Tage lang klappt. Doch irgendwann wirst du von deinem Alltag gepackt und deine alten Gewohnheiten kommen hervor. Aus vier Trainingseinheiten die Woche wurden zwei und so weiter. Spätestens nach zwei Wochen ist es ganz aus. Es ist dir einfach zu anstrengend und den Aufwand nicht wert. Der innere Schweinehund hat wieder gewonnen und wird das nächste Mal noch stärker in deinem Kopf präsent sein.

Stelle dich deinem Schweinehund

Damit dir das nicht noch mal passiert, solltest du ihn mit kleinen Änderungen herausfordern. Fange mit kleinen Schritten an!

Beispiele:
  • Anstatt jeden Tag jede Mahlzeit perfekt zu machen, solltest du dir vornehmen, in der ersten Woche nur das Abendessen zu verbessern. In der zweiten Woche kannst du dich dann um das Frühstück kümmern.
  • Anstatt so viel Sport wie möglich zu treiben, solltest du mit kleinen Schritten anfangen. Entweder jeden Tag 10 Minuten oder zwei Mal pro Woche 45 Minuten. Das kannst du immer noch jede Woche um 5 Minuten verlängern.

Überfordere dich nicht und sorge dafür, das es dir Spaß macht! Sobald es zu viel Aufwand im Alltag bedeutet, wirst du es schnell wieder lassen. Mit der Zeit wird der innere Schweinehund immer ruhiger, in allen Lebensbereichen! Das heißt, er wird dich weniger beim Sport, im Beruf oder beim Umsetzen anderer Vorsätze ausbremsen, weil dein Selbstbewusstsein ihm gegenüber immer größer wird.